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Vernetzungsprojekt  "INSELN DES GLÜCKS"
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Berichte der Presse über die Ausstellung "Inseln des Glücks" werden laufend aktualisiert.

 



Kölner-Stadt-Anzeiger, Donnerstag, 8.Juli 2004


 

Pressemitteilung der Organisation

25 Künstler zeigen an verschiedenen Ausstellungsorten ihre Position zum
Thema Glück Im Vordergrund steht die gemeinsame künstlerische Arbeit
Kölner Künstler und den genannten Städten und Regionen. Es sind insgesamt
25 Künstler/innen aus Düsseldorf, Leverkusen, Wuppertal, Cuxhaven, Hamburg,
Kiel, Frankfurt, Krummhörn, Bochum, Witten, München, Attendorn, und Köln
beteiligt.

Das Projekt "INSELN DES GLÜCKS" beginnt am 04.06.04, im Hohlraum der
Deutzer Brücke. Eine zweite Ausstellung schließt sich am 02.07.2004 im Kunst-
haus Rhenania, Beyenstr. 2, an. Nach Köln soll die Ausstellung in die größeren
Städte der beteiligten Künstler/innen weiterziehen. Dort wird das Projekt von den
jeweiligen Künstler/innen vor Ort organisiert und in den Städten nach Möglichkeit
von den Kommunen unterstützt und gefördert.

Das Thema "Glück" ist selbstredend. Jeder hat seine eigenen "INSELN DES GLÜCKS"
oder auch nicht. (In diesen Zeiten sicher nicht selten). Viele Vorstellungen mögen
sich überschneiden und Gemeinsamkeiten sind zu finden.
Schnell hat man Assoziationen zum Geld , Essen, Reisen etc. hergestellt.
Im künstlerischen Diskurs zum Thema Glück tun sich witzige, spannende,
überraschende Vorstellungen auf, die zum Nachdenken, zum Verweilen anregen,
die neue, oder vergangene Glücksperspektiven eröffnen, die auch traurig machen
können.

Die Auswahl der Künstler/innen ist nicht beliebig. Aufgrund unterschiedlichster Biographien,
der zum Teil großen Altersunterschiede, Materialvorlieben, Stein, Foto, Film, Malerei, Stahl, Objektkunst, Performance, Musik, werden einmal mehr
verschiedene künstlerische Standpunkte und Herangehensweisen zum Thema
Glück aufgezeigt, die einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt werden sollen.

 

Inseln des Glücks - Teilnehmer der Ausstellung in der Deutzer Brücke

Jana Backhaus
Martina Biesenbach
Friedrich Engstenberg
Torsten Grosch
Axel Höptner
Gabriele Horndasch
Isolden
Marion Menzel
Ute Nagelschmidt
Monika Ortmann
Haike Rausch
Enno Stahl
Rosi Wolf-Laberenz
Hartmut Zänder

Projektleitung: Martina Biesenbach

Eröffnung Freitag, 4. Juni 2004, 19 Uhr
Es spricht Dr. Sabine Schütz

Perfomance von Enno Stahl
Musik: MOGAM (mobile gamelan einsatz gruppe)
Axel Höptner

Öffnungszeiten mit Führung
täglich von 16-18 Uhr und nach Vereinbarung
Martina Biesenbach 0221-2403635

Finnissage Freitag 11. Juni 2004, 19 Uhr

Deutzer Brücke
Markmannsgasse; Eingang Heumarkt (Kölner Altstadt)

 

Inseln des Glücks - Teilnehmer der Ausstellung im Kunsthaus Rhenania


Marlies Backhaus
Martina Biesenbach
Ursula Blancke-Dau
Dorothea Koch
Gudrun Löbig
Gabriele Luetgebrune
Sarah Nagelschmidt
Katja Plaehn
Germaine Richter
Christiane Schliecker Erdmann


INSELN DES GLÜCKS

Kunsthaus Rhenania Bayenstrasse 2

Eröffnung Freitag, 2.Juli 2004 18 Uhr
Es spricht Dr. Winfried Gellner
Musik Doppelaxel: Axel Höptner e-piano Axel Petry Saxophon
Öffnungszeiten: täglich von 16-18 Uhr und nach Vereinbarung
Projektleitung Martina Biesenbach
Homepage www.inseln-des-gluecks.de

gefördert durch:      

 

 



Fotos

 

 

 

 

 

 

 


 


Ausstellungssituation Rhenania

 


Ausstellungssituation Rhenania

 


Ausstellungssituation Rhenania

 


Ausstellungssituation Rhenania

 


Ausstellungssituation Rhenania

 

 


Eröffnungsrede

Inseln des Glücks. Ausstellungseröffnung in der Deutzer Brücke, 4.6.2004

Meine Damen und Herren, liebe Künstlerinnen und Künstler.

Es gibt Worte in unserer Sprache, die klingen süß wie Honig und bleiben einem doch irgendwie im Halse stecken, wenn man sie ausspricht. Liebe, Freude, Friede und einem populären Sprichwort zufolge auch der Eierkuchen gehören in diese Kategorie. Das vielleicht Schillerndste, zumindest vom Wortklang her originellste ist das Glück; und um das Glück geht es heute hier in dieser Ausstellung, die, wie die Veranstalter es formulieren, verschiedene künstlerische Standpunkte zum Thema Glück aufzeigen will, und zwar in dem Bewusstsein, dass jeder seine eigenen Inseln des Glücks hat - oder auch nicht.

Alle genannten Begriffe und die damit verbundenen Vorstellungen, das Omelett einmal ausgenommen, sind verheißungsvoll und wecken Sehnsüchte - und doch - sind wir einmal ehrlich, wirken sie im selben Moment auch überladen oder abgestanden, entzaubert durch ihre entschieden zu hohe Inanspruchnahme durch die Menschen - und das nicht erst, seit wir uns einreden, unsere Schokolade werde von glücklichen Kühen produziert. Überhaupt sind es doch vor allem die Werbung und die Medien, die Begriffe wie Liebe oder Glück so bis hin zur Unbrauchbarkeit strapaziert haben. Einige Künstler dieser Ausstellung gehen speziell auf diesen Aspekt ein, wie wir sehen werden. - Manche von Ihnen kennen vielleicht die Bier-Reklame im Fernsehen, wo das Glück identisch ist mit ein paar kräftigen Schlucken Diebels-Alt - glück, glück, glück. Ein origineller, aber eher untauglicher Versuch, das Glück zu bebildern, denn schon den Kölner wird dieses Bild vom Glück kaum überzeugen. Und ganz so einfach wollen wir es uns heute Abend hier auch nicht machen, sondern uns, gemeinsam mit den 14 Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellung auf die Suche begeben nach den Ursprüngen, Orten und Bedeutungen des Glücks heute.

Umgangssprachig bezeichnet "Glück" einen günstigen Zufall im Zusammenhang mit Ereignissen unseres Lebens - "Glück gehabt". Zugleich aber benennt es den inneren Zustand der Glückseligkeit, das Gefühl, in einem harmonischen Zustand vollkommener Befriedigung zu leben. Andere Sprachen trennen übrigens beide Bedeutungen, so unterscheidet etwa das Lateinische zwischen Fortuna und Felicitas, das Englische zwischen luck und happiness, und das Französische zwischen fortune und bonheur. Beide Bedeutungen des Begriffs sind aber auch in diesen Sprachen miteinander verbunden, indem nämlich auch das zufällige Glück eine Erfüllung unserer Wünsche ist, und das ist es ja letztlich, was wir vor allem unter Glück verstehen. Zugleich ist in jedem Glücksmoment auch etwas Zufälliges schon angelegt, denken Sie z.B. an das Sprichwort "Glück und Glas wie leicht bricht das`` - meistens bricht es durch allzu heftigen Einsatz des Willens. Glück ist also gewissermaßen eine etwas paradoxe Angelegenheit: Es soll unseren Wünschen entsprechen, doch es entzieht sich unserem Willen. Das wusste übrigens bereits Aristoteles, der auch feststellte, dass man sich nicht entscheiden kann für das Glück, denn es ist eben keine Folge des Willens, sondern eher eine Begleiterscheinung des Handelns. Genau dort, im menschlichen Handeln hat es seinen Ursprung, und nur aus einer dem Menschen entsprechenden Tätigkeit kann es entstehen, frei nach dem Motto "Jeder ist seines Glückes Schmied". Hierin unterschied sich Aristoteles von seinen antiken Kollegen, die das Glück noch eher für eine Gunst des Schicksals hielten. - Eine andere, noch heute gebräuchliche Auffassung vom Glück hat ebenfalls in der antiken Philosophie ihre Wurzeln, der sogenannte Hedonismus, den vor allem der Grieche Epikur im 4. Jh. vor Chr. Vertrat. Bei ihm war das Glück identisch mit der Lust, der körperlichen ebenso wie der geistigen. Aber ist Glück nicht doch mehr als nur Lustgewinn und Sinnesfreude? Immerhin ist der unwiderstehliche Treib danach auch den Tiere zueigen, die ja gleichfalls danach trachten, sich des Unbehagens zu entledigen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Dies aber ist im besten Falle Genuss, und der gilt weniger als Glück, und Wünsche sind mehr als Bedürfnisse, mit rein sinnlichen Mitteln sind sie nicht zu erfüllen. Rund 2000 Jahre sollten vergehen, bis sich die Denker der Aufklärung dem Begriff und Wesen der Glückseligkeit erneut annäherten: Auch sie betonten, dass Glück niemals das Objekt des Handelns sein kann, sondern in einem begleitenden Gefühl liegt, ähnlich wie Freude, oder Leid. Glück ist nur. vor allem die Freude am Gelingen und Erfolg einer Handlung, die man ja dann auch als eine "geglückte" bezeichnet. Das Glück entspricht zwar idealerweise, wie Kant schrieb, Wunsch und Willen, aber es kann nicht durch diese hervorgerufen werden. Und deshalb hat das Glück immer auch einen kleinen Riss, denn es ist unverfügbar und nur indirekt zu erreichen. Eine Ausnahme bildet, und auch das ist eine Erkenntnis der Aufklärung - die Einbildungskraft. Hier, im imaginären Rückzug von
der Realität, ist Glück durchaus möglich und machbar, im freien Spiel der Gedanken, welche Taten und Situationen erfinden, die keine Folgen haben - und auch nicht auf Erfolge spekulieren, sondern sich nur in der ästhetischen Phantasie vollziehen - auf den glücklichen Inseln des Geistes jenseits der banalen Realität.

Und so sind wir nun mithilfe der Philosophie bei der Kunst angelangt und bei den Glücksentwürfen, die uns die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieser Ausstellung heute vorstellen. Unterschiedlichste Definitionen, Ideen und Entwürfe verbinden sich hier zu einem vielfältigen, spannungsreichen und durchaus auch ironischen - allemal aber geglückten Panorama des Glücks.

Gabriele Horndaseh hat sich ganz unmittelbar in der eigentlich eher unwirtlichen Atmosphäre des Brückeninnenraums nach möglichen Inseln des Glücks umgeschaut - und sie ist fündig geworden in den kleinen seitlichen Luft- und Lichtlöchern, die das Auge sogleich gefangen nehmen, wenn man sich in dem dunklen Hohlraum bewegt. Mit Hilfe von Diaprojektoren nimmt sie diese Öffnungen auf und wirft Lichtbilder auf die gegenüberliegende Seite des Raumes. Zu sehen ist eine in verschiedenen Flugphasen festgehaltene, in ein Schwimmbecken springende Gestalt - die Künstlerin selbst. Dass sich dieser Sprung immer aufs Neue wiederholt, ist nicht zuletzt auch ein eindrucksvolles Bild für das Scheitern des absoluten Ideals, das sich für sich uns ja auch mit dem Begriff des absoluten Glücks verbindet.

Monika Ortmann eröffnet mit ihrer Installation "Zone D" einen mystisch mit Schwarzlicht illuminierten Raum, in dem geheimnisvolle Objekte Assoziationen an eine mögliche Geschichte auslösen: Das lange weiße Gewand hängt als leere Hülle in den Raum hinab, Symbol der Abwesenheit einer Person, die wir nur erahnen können: in der Ecke kauert eine Figur, vermummt wie ein verpupptes Insekt oder eine Mumie - der Gedanke an den Tod schwingt hier mit. Der gedeckte Tisch schließlich lässt zwar Alltagsvorstellungen aufkommen, aber zugleich werden im Kontext des Werks auch Erinnerungen wach an religiös besetzte Bilder wie das christliche Abendmahl.

"Endorphin 1" heißt die Installation von Haike Rausch und Torsten Grosch, ein Titel, der auf die schmerzmindernde Wirkung dieses körpereigenen Stoffes anspielt und damit auf die Fähigkeit des Körpers, Unwohlbefinden mit eigenen Mitteln zu bekämpfen. Wie in einer Apotheke haben sie in einem Metallregal Flaschen aufgereiht, die Flüssigkeiten - de facto Wasser - enthalten. Ihre Etiketten suggerieren aber, dass hier verschiedene Zustände des Glücks, aber auch gegenteilige, negative Empfindungen quasi als Extrakte zum Konsumieren feilgeboten werden. Grundlegend ist auch hier der Gedanke, dass eine Glückserfahrung nur dann wirklich spürbar wird, wenn auch die Erfahrung des Unglücks bekannt ist.

Auch Jana Backhaus hat eine Medien-Installation für die Brücke geschaffen, in der es um die kleinen, eher unscheinbaren Momente des alltäglichen Glücks geht. In einer Videoendlosschleife begegnet man symbolischen Dinge des privaten Glücks, und eine zweite Filmcollage greift das Thema der Insel auf, die ja nicht nur im Titel dieser Ausstellung eine Vorstellung von Glück vermittelt, sondern auch in unserer Alltagsphantasie - den wer von uns wäre nicht reif für die Insel - oder doch wenigstens ein paar Glüxmomente.

Friedrich Engstenberg gibt einen kleinen Einblick in sein vielseitiges Schaffen, und zwar ebenfalls entlang des zweiten Motivs, das uns der Ausstellungstitel an die Hand gibt: die Insel: Dieses Motiv kommt seiner Formensprache sehr entgegen, spielt doch bei ihm der Kreis eine tragende Rolle als Symbol für Zeitlosigkeit und Geschlossenheit und als kosmische Form ohne Anfang und Ende. An die Sonne erinnern Engstenbergs sogenannte Rostagen, die den Oxydationsspuren rostiger Eisenscheiben auf Papier und Leinwand abgewinnt. Plastisch wird der Kreis zum Ring, der wie ein Riff das Glücks-Atoll in seiner Mitte umschließt.

Der Maler Axel Höptner bedient sich einer amorphen Formensprache, die er mit spontanem und expressivem Duktus ins Bild setzt. Die schnell hingeworfenen Zeichen und Gesten formieren sich auf dem Blatt oder der Leinwand zu Gebilden, die wir zu erkennen - oder doch zumindest zu kennen - glauben, auch wenn es sich um Zerrbilder von Figuren und Formen handelt. In einigen seiner Bilder scheinen zwei schemenhafte Gestalten eine Art rituellen Tanz aufzuführen, eine eher bedrohlich wirkende Performance. Andere Blätter zeigen Formationen aus organisch verwachsenen Elementen zwischen Abstraktion und Figur. Für Höptner liegt das Glück, wie für die eingangs zitierten Philosophen, in der Vollendung der künstlerischen Handlung, und er schreibt: "Wenn das Bild gemalt ist, bin ich glücklich. Es ist die Insel zur Welt."

Die Skulpturen der Bildhauerein Isolden handeln ganz unverstellt und direkt von menschlichen Beziehungen und emotionalen Zuständen, die wir assoziativ mit dem Glücklichsein verbinden: Elementare Empfindungen wie Geborgenheit, Freude und Liebe kommen in diesen archaisch anmutenden Plastiken ganz unmittelbar zum Ausdruck. Dir Flüchtigkeit als ein Hauptmerkmal des Glücks steht hier in spannungsvollem Kontrast zur Dauerhaftigkeit des Materials Stein und zu seinen klaren, zeitlosen Formen.

Eine ebenso explosive wie bunte Mixtur aus Medienbildern, Kunst- und Kult-Ikonen, angereichert mit Sex, Kitsch und Politik präsentiert uns Hartmut Zänder. Nackte Frauenleiber rekeln sich lasziv zwischen den Häuptern männlicher Berühmtheiten. Totenschädel, Kultmasken und Politikerköpfe umrahmen märchenhafte Traum-Szenarien, während sich Pacman gierig durchs Bild frisst. Schöne schreckliche Fernseh- und Reklamewelt. Zänders zynische Medienkritik erinnerte mich an Franz Zappas Song vom TV-Schleim, der abends behäbig aus dem Fernseher quillt und über den Wohnzimmerteppich kriecht. Ein durchaus zweifelhaftes Glück, das da auf uns einhämmert. Die Kunst, so verstehe ich Zänder, hat dem mehr entgegenzusetzen hat als ihre überlebten, flüchtigen Scheinidyllen.

Eine rührend naive, kindliche Vorstellung vom Glück wird von Ute Nagelschmidt wachgerufen, und zwar in Gestalt von zwei über die Maßen niedlichen Anziehpuppen: Pausbäckig, neckisch und putzig begegnen uns die Kleine Fortuna und ihr Lucky Boy. Wieder eine Idylle, der wir nicht so recht trauen können. Ein ambivalentes Gefühl wie bei Werken von Jeff Koons stellt sich ein angesichts dieser medial verkitschten Kinderbilder. Für die Künstlerin werden hier, so sagt sie, Erinnerungen wach an die eigene Kindheit und an damit verbundene Glücksversprechungen einer heilen Kinderwelt. Doch gerade in der aufdringlichen und koketten Übertreibung lauert schon der unausweichliche Verlust des süßen Kinderglücks.

Von der eher unbeschwerten Sorte ist die Wandinstallation von Rosi-Wolf-Laberens, deren Titel ,,Endstation Sehnsucht" an den berühmten Film mit Marlon Brando erinnert, der ja das Thema des gescheiterten Glücks packend schildert. Der künstlerische Ausgangspunkt ihrer Arbeit war aber eher sachlicher Natur, nämlich die Variation von entfremdeten Gebrauchsgegenständen im Raum. Aus acht Stuhlfragmenten, garniert mit rosa Staubwedeln, ist hier eine heitere Arbeit entstanden wie ein leichtfüßiger Tanz, einfach und wirkungsvoll zugleich - vielleicht ein Beitrag zu dem eher genießerischen Aspekt des Glücks.

Ähnlich die Arbeit von Marion Menzel, die ihrerseits ganz alltägliche Gebrauchsgegenstände in magische Objekte verwandelt - Schuhe. Ob Hausschuhe, Kinderschuhe, Wanderschuhe, Arbeitsschuhe - immer steckt darin auch die Geschichte ihrer ehemaligen Träger, und kulturelle Bräuche knüpfen sich daran. Die Künstlerin hat die Schuh-Objekte verfremdet und untragbar gemacht, indem sie sie mit Teeblättern behaftete. So werden aus Schusters Rappen veritable Skulpturen des Alltags, die gerade in der Menge und Formvielfalt auch an die mehr oder weniger geheime Leidenschaft vieler Frauen erinnern - die Witwe des philippinischen Diktators Marcos soll über 3.000 Paar Schuhe besessen haben. Hoffen wir, dass sie damit glücklich war.

Last not least zu Martina Biesenbach, die diese Ausstellung zugleich organisiert hat. Auch sie beschäftigt sich in ihrer Installation mit dem eher zweifelhaften Begriff des Konsumglücks. Ganz konkret steht dabei für sie die neue Erfahrung des virtuellen Einkaufens im Mittelpunkt, genauer: das Internet-Auktionshaus E-bay. Dieses, so die Künstlerin, binde verschiedene Aspekte der menschlichen Bedürfnispalette zusammen, z.B. die Sehnsucht der Einsamen nach kommunikativer Einbindung oder den Wunsch der Spieler, ihrem Spieltrieb freien Lauf zu lassen. Die Elemente ihrer Installation, zu einer Art Scheiterhaufern geschichtete Holzstücke, sind in den Ebay-Farben bemalt und beschriftet mit typischen Bewertungen wie "Note 1", oder "Weiter so". Denn vor allem sieht die Künstlerin in dem Ebay-spezifischen Bewertungssystem eine Art postmoderne Weiterentwicklung traditioneller Moralregeln: Wohlverhalten wird belohnt, Fehlverhalten bestraft - ganz wie im wirkliche Leben, nur viel konsequenter.

Kehren wir aber nach so viel Künstler-Glück abschließend noch einmal zur Philosophie zurück, und zu Immanuel Kant, dessen 200. Todestag bekanntlich kürzlich begangen wurde. Seine Definition vom Glück ist untrennbar gekoppelt an seine Ethik und insbesondere an seinen berühmten kategorischen Imperativ. Denn da der eigene Wille allein das Glück niemals erzwingen kann, ist dieses Glück also auch immer abhängig von den Handlungen anderer Menschen, und umgekehrt. Wirkliches Glück kann ich nur erlangen, wenn ich auch bereit bin, das Glück der anderen zu befördern. Das heißt aber, dass ich ihnen die gleiche Hoffnung auf Glück - und die gleiche Glückswürdigkeit - einräumen muss, wie mir selbst, und das wiederum ist der Ursprung von Gerechtigkeit. Vermutlich klingt der Ruf "gleiches Glück für alle" in unserer "bösachsigen" (Zitat von Hartmut Zänder) Zeit utopisch bis hin zur Naivität, doch zumindest in der Kunst hat er auch heute noch seine Berechtigung und sein Refugium - zum Glück.

In diesem Sinne: Ihnen allen einen glücklichen Abend und den Künstlern viel Glück mit ihrer Ausstellung.

Sabine Schütz